Zur Lage der F2005
Interview mit dem Sprecher der Slalom-AG 

Seit 1.1.2003 köchelt die F2005 im technischen System der DMSB-Fahrzeuggruppen. Die F2005 soll die bisherige Gruppe F ablösen und für alle Sparten bzw. Sportarten ab 2005 gelten. Sie wurde parallel zur alten Gruppe F bereits 2003 eingeführt und brachte in der Republik einige Diskussionen in Gang. Es gibt Fürsprecher und Gegner des Regelwerkes, einzelne Fahrer sogar wütend aus dem aktiven Sport ausgetreten oder haben sich vom geregelten DMSB-Sport entsagt.
EWO-Motorsport wollte Klarheit und konnte den mehrfachen Deutschen Slalommeister und Sprecher der DMSB-Arbeitsgruppe Slalom Stefan Kunze zu einem Interview überreden.


Stefan Kunze, Slalom-Spezialist auf der Piste und am "grünen Tisch"

 

Fragenliste:

Was ist der Hintergrund für die das Entstehen der Gruppe F 2005 Antwort
Nun hat sich die bisherige Gruppe F gerade im nationalen A Sport in den letzten Jahren gut entwickelt, warum dann diese Einschränkungen? Antwort
Die F wurde mittels Umfrage zur Namensgebung eingeführt. Ich habe damals sogar eine Belohnung von der ONS erhalten für die Buchstabenfindung. Antwort
4 Diese Aussage an dieser Stelle könnte implizieren, dass die F gänzlich fehl am Platze ist.  Antwort
5 Wieviel Einfluß hat die AG Slalom an der Entwicklung des Gr. F 2005 Reglements? Antwort
6

Gemischaufbereitung - Wie ist eine Vergaserfreigabe mit modernen Abgasvorschriften vereinbar? Man will moderne Autos an den Start bringen, läßt aber im Rahmen von Vergaserumrüstungen enorme Freiheitsgrade in der Motorentechnik zu. Der TÜV kann dem Regelwerk in diesem Punkt in keiner Weise zustimmen, da Eintragungen hierzu ab Bj.91 nicht möglich sind.

Antwort
7 Wenn Kosteneinsparung im Fokus steht, wieso sind dann Kurbelwellen und andere teure Innenteile völlig freigestellt, hingegen günstige Teile der Gemischaufbereitung sehr hart limitiert? Ich glaube das ganze ist noch nicht fertig und sollte erst im Endstadium und nach breiter Akzeptanz und scharf geschaltet werden. Antwort
8 Ein Wechsel in die H ist aber nicht für jeden ohne weiteres möglich, siehe die Baujahresbeschränkung.  Antwort
9 Die F2005 wird allerdings noch bei weitem nicht angenommen. Antwort
10 Warum müssen sich Rallye und Slalomgewichte derart unterscheiden? Hier haben Teilnehmer und Veranstalter eine Ohrfeige erhalten. Das schadet dem Sport anstatt ihm zu helfen.  Antwort
11 Haben die Fahrzeuge in der verbleibenden Gruppe F noch Chancen bei  Meisterschaften? Es ist meines Erachtens nämlich so, dass die oberen 10% der alten F nicht ohne weiteres umrüsten können und damit sind die Eigner verraten und verkauft. Die Klassen sind zu klein um Punkte zu machen. Alternativ müßte viel Geld ausgegeben werden, um sich optimal dem neuen F2005 Regelwerk anzupassen und dabei wird das Fahrzeug schlechter als vorher.  Antwort
12 Müsste nicht die Scharfschaltung vor 2005 mit Vorsicht gewertet werden, da nun einige Fahrzeuge aufgebaut werden im Glauben das Regelwerk sei fertig?  Antwort
13 Warum baut man nicht jetzt schon eine Anpassung der Gruppen H(2005) und FS(2005), um dann ab 1.1.2005 eine neue Technik-Landschaft freizuschalten? Eine zweijährige Vorbereitungsphase wäre doch im Sinne der Aktiven, ohne den laufenden Betrieb zu stören.  Antwort
14 Gibt es einen Punkt im Reglement, welcher der AG Slalom mißfällt?  Antwort
15 Wie ist die Reaktion auf die F2005 beim DMSB? Antwort
zur Fragenliste

1.  
Was ist der Hintergrund für die das Entstehen der Gruppe F 2005?
Es gibt viele Funktionäre und Teilnehmer, die sich in den letzten Jahren gefragt haben, welchen Sinn zwei in vielen Punkten identische, verbesserte Gruppen ( EWO-Anmerkung: Gruppen F und H ) machen. Als Resultat wollten daher einige Veranstalter die Gruppe F ganz streichen, andere wollten die F und die H nur noch in einer Klasse ausschreiben.
Auch innerhalb der verschiedenen DMSB Gremien war man sich uneins. Wir d.h. die AG Slalom haben uns dafür eingesetzt, keine der beiden Möglichkeiten zu wählen, sondern die technischen Freiheiten der Gruppe F im Vergleich zur Gruppe H zu begrenzen

zur Fragenliste

2.  
Nun hat sich die bisherige Gruppe F gerade im nationalen A Sport in den letzten Jahren gut entwickelt, warum dann diese Einschränkungen? 

Über die Entwicklung kann man unterschiedlicher Meinung sein. Im Slalombereich gab es in der DM oder in einigen Regionen in Deutschland z.B. eine volle 2.0 ltr. Klasse, in anderen Teilen Deutschlands wurde die Gruppe F dagegen überhaupt nicht angenommen. Punktuell gab es zwar volle Klassen, die aber meist nicht von langer Dauer waren. Im Süden im nationalen A Sport existiert keine große Gruppe F.
Im Rallyesport kann man optisch fast keinen Unterschied zwischen einem F und einem H Fahrzeug erkennen, abgesehen von Kleinigkeiten wie Türscheiben auf der Fahrerseite, ein Zoll Felgenbreite o.ä. Man muß wissen, daß bei Entstehung der Reglements F und H die Gruppe F die verbesserte Klasse für den nationalen (heute nat. B-Sport) , die Gruppe H die verbesserte Klasse für den internationalen (heute national A-) Sport war. Da der nationale B-Sport die Einstiegsebene darstellen sollte, wurde die Gruppe F stark an die STVZO angelehnt. Man ging und geht davon aus, daß Neueinsteiger eben aus dem Straßenbereich auf den Sport aufmerksam werden und ihre ersten Motorsporterfahrungen mit dem Straßenfahrzeug erfahren. Rein aber von den technischen Möglichkeiten sind beide Gruppen in vielen Punkten identisch, die Gruppe F erfuhr ihre Begrenzungen in erster Linie durch den TÜV.

zur Fragenliste

3.  
Die F wurde mittels Umfrage zur Namensgebung eingeführt. Ich habe damals sogar eine Belohnung von der ONS erhalten für die Buchstabenfindung.

Durch die Wünsche vieler Aktiver, die unterschiedlichen Gruppen auch im jeweils anderen Bereich zuzulassen, haben wir eine unübersichtliche Vermengung bekommen, deren Sinn man neu überdenken muß. Durch diese Vermengung stellen wir, in unserem Fall, den Aufbau Slalomsport für neue Leute nicht gerade logisch dar.

zur Fragenliste

4.  
Diese Aussage an dieser Stelle könnte implizieren, dass die F gänzlich fehl am Platze ist. 

Dann habe ich mich falsch ausgedrückt. Die Notwendigkeit einer mittleren verbesserten Gruppe ist heute wichtiger den je. In den Jahren, als G, F, H entwickelt wurden, waren die Unterschiede zwischen einem Werks 2.0 ltr Auto und dem breiten Durchschnitt vielleicht 50 PS, heute sind sie locker mehr als doppelt so groß. Im Laufe der Jahre hat sich alleine auf dem Materialsektor soviel getan, was technisch bestimmt alles faszinierend, für die breite Masse aber eigentlich unbezahlbar ist. Wir brauchen uns nur die Entwicklung im Bergrennsport anzuschauen und sehen die heutigen Grenzen der Gruppe H Technik, und stellen dann fest, daß diese Grenzen auch die Reglementsgrenzen der Gruppe F sind. Daher ist eine Überarbeitung dieser Grenzen dringend überfällig, um neben den Extremen der Gruppe H zusätzlich eine verbesserte Klasse zu haben, in der das Mittelfeld und die Spitze nicht ganz so weit auseinander liegt.

zur Fragenliste

5.  
Wieviel Einfluß hat die AG Slalom an der Entwicklung des Gr. F 2005 Reglements?
Nachdem das DMSB Exekutivkomitee, also die gesetzgebende Gewalt im DMSB, den Beschluß gefaßt hat, von den o.g. Möglichkeiten den Weg der Einschränkung der Technik für die F zu wählen, wurde ein Ausschuß gebildet, dem unter Vorsitz der DMSB Techniker Vertreter der Sparten Rallye, Berg, Slalom und Rundstrecke angehörten. Als Arbeitsgrundlage nahm man das bisherige F Reglement und erarbeitete das neue Regelwerk. Dabei wurden viele Anschreiben und Vorschläge berücksichtigt, die im Laufe der Zeit von Teilnehmern in der DMSB-Geschäftsstelle eingegangen sind. So ist die Gemischaufbereitung (Verbot der Renneinspritzung) oder die unterschiedliche Gewichtung zwischen Zwei- und Mehrventilern aus Fahrervorschlägen entstanden. Die Slalom AG hat dabei Vorschläge erarbeitet, die angenommen wurden, andere wurden abgelehnt.

zur Fragenliste

6.
Gemischaufbereitung - Wie ist eine Vergaserfreigabe mit modernen Abgasvorschriften vereinbar?

Man will moderne Autos an den Start bringen, läßt aber im Rahmen von Vergaserumrüstungen enorme Freiheitsgrade in der Motorentechnik zu. Der TÜV kann dem Regelwerk in diesem Punkt in keiner Weise zustimmen, da Eintragungen hierzu ab Bj.91 nicht möglich sind. 

Die Freiheiten bezüglich der Vergaser kam auf Wunsch der Vertreter des Ausschusses zustande, die im neuen Regelwerk eine große Anzahl von bisherigen Gruppe F Fahrzeugen unterbringen wollte. Die Slalom AG hat diesen Punkt von Anfang an anders gesehen. Unsere Befürchtung war es, daß mit der Umsetzung dieses Reglementpunktes, wie er jetzt beschrieben ist, im Jahre 2010 Fahrzeuge mit einer 40 Jahre alten Renntechnik den Ton angeben und neuere Fahrzeuge chancenlos hinterherfahren. Interessanterweise sehen das mittlerweile auch viele Aktive so, speziell aus dem Rallyesport. Die Techniker sind deshalb dabei, hier Anpassungen vorzunehmen. Ich denke, daß diese geplanten Änderungen recht schnell veröffentlicht werden.

zur Fragenliste

7.  
Wenn Kosteneinsparung im Fokus steht, wieso sind dann Kurbelwellen und andere teure Innenteile völlig freigestellt, hingegen günstige Teile der Gemischaufbereitung sehr hart limitiert? Ich glaube das ganze ist noch nicht fertig und sollte erst im Endstadium und nach breiter Akzeptanz und scharf geschaltet werden. 
Die Entwicklung eines Reglements ist eine extrem schwierige Gratwanderung, wie ich selber festgestellt habe. Eine deutliche Begrenzung sollte sein, sonst brauchen wir neben der Gruppe H keine weitere Gruppe mehr. Das Hauptproblem der Begrenzung ist aber, und das wissen die meisten aus der Praxis, wie man die Einhaltung der festgeschriebenen Teile überprüfen kann. Oder noch deutlicher: Was macht es für einen Sinn, beispielsweise die Kurbelwelle zu reglementieren, wenn die Überprüfung der Welle für 98 % der Fahrer über das Protestrecht, und das ist die einzige praktische Überprüfungsmöglichkeit, nicht oder kaum zu bezahlen ist? Ich glaube auch, es ist ein Trugschluß zu glauben, man könne eine ‚billige‘ Fahrzeuggruppe schaffen. Aber man hat versucht, da zu reglementieren, wo eine Überprüfung recht einfach ist. Es ist außerdem eigentlich unlogisch, extrem im Bereich Motor zu investieren, wenn die Gemischaufbereitung die Entfaltung der entstandenen Möglichkeiten (z.B. durch mangelnde Luftzufuhr) nicht zuläßt. Natürlich wird es Fahrer geben, die das machen. Man sollte aber ab einem gewissen Grad der Veränderungen überlegen, ob es nicht sinnvoller wäre, in die Gruppe H zu wechseln.

zur Fragenliste

8.  
Ein Wechsel in die H ist aber nicht für jeden ohne weiteres möglich, siehe die Baujahresbeschränkung. 
Daran wird gearbeitet. Die Baujahresbeschränkung wird vermutlich ab 2005 aufgehoben. An anderen Bestimmungen, z.B. an der Notwendigkeit der Zulassung der Gruppe H im nationalen B Rallyesport, arbeiten die jeweiligen Arbeitsgruppen.

zur Fragenliste

9.
Die F2005 wird allerdings noch bei weitem nicht angenommen.

Logisch. So etwas entwickelt sich nicht von heute auf morgen. Richtig ist aber, daß sie bei den technischen Möglichkeiten geringere Spielräume läßt als die alte F. Man sieht es am Beispiel der Gewichte. Für ein Auto aus dem Jahre 2000 ist es machbar, ohne extreme Kosten an die geforderten Gewichtsgrenzen zu kommen. Wer aber bitte will einen BMW E36 an die alten F – Grenzen bringen? Warum gibt es in unserem Sport den überwiegend Fahrzeuge, die mindestens 10 – 15 Jahre alt sind? Junge Leute, die heute mit einem Polo der vierten Generation groß werden, wollen Ihre Autos auch einsetzen und nicht chancenlos hinterherfahren.

zur Fragenliste

10.
Warum müssen sich Rallye und Slalomgewichte derart unterscheiden?
Hier haben Teilnehmer und Veranstalter eine Ohrfeige erhalten. Das schadet dem Sport anstatt ihm zu helfen. 
Stimme ich zu. Nach meiner Meinung (übrigens auch nach Meinung einiger DMSB - Techniker) ist der Rallyeausschuss mit dem Beharren auf seinen geforderten Gewichten auf dem Holzweg.

zur Fragenliste

11.
Haben die Fahrzeuge in der verbleibenden Gruppe F noch Chancen bei  Meisterschaften?
Es ist meines Erachtens nämlich so, dass die oberen 10% der alten F nicht ohne weiteres umrüsten können und damit sind die Eigner verraten und verkauft. Die Klassen sind zu klein um Punkte zu machen. Alternativ müßte viel Geld ausgegeben werden, um sich optimal dem neuen F2005 Regelwerk anzupassen und dabei wird das Fahrzeug schlechter als vorher. 

Wo die Klassen ausgeschrieben werden, entscheiden wiederum die einzelnen Ausschüsse. Die Slalom AG wird langfristig die Gruppe F durch die F 2005 ersetzen, und diese dann nach heutigem Stand mit der Gruppe N gemeinsam werten. Noch nicht ganz klar ist, ob das ganze 2004 oder 2005 passieren soll. Das die Klassen am Anfang klein sind, liegt in der Natur der Sache. Ich bin sicher, daß es nur eine Frage der Zeit ist, daß sich die neuen Klassen füllen werden, da die F 2005 auch interessant für viele bisherige G – Fahrer ist.

zur Fragenliste

12.
Müsste nicht die Scharfschaltung vor 2005 mit Vorsicht gewertet werden, da nun einige Fahrzeuge aufgebaut werden im Glauben das Regelwerk sei fertig? 

Auch hier stimme ich zu. Unser Wunsch war es, das Reglement in diesem Jahr zu veröffentlichen, um die Unstimmigkeiten, die zwangsläufig entstehen, im Vorfeld auszumerzen und dann ab einem späteren Zeitpunkt ‚scharf zu schalten‘. Die Techniker und die übrigen AG‘s waren sich aber einig, die Geschichte parallel einzuführen. Wir verfahren daher im DM Bereich so, daß die neue Gruppe noch nicht berücksichtigt wird. Das geben wir auch allen A Veranstaltern so weiter, um wenigstens im Slalomsport einheitlich zu verfahren.

zur Fragenliste

13.
Warum baut man nicht jetzt schon eine Anpassung der Gruppen H(2005) und FS(2005), um dann ab 1.1.2005 eine neue Technik-Landschaft freizuschalten? Eine zweijährige Vorbereitungsphase wäre doch im Sinne der Aktiven, ohne den laufenden Betrieb zu stören. 

Genau das wollten wir ja erreichen. Die Meinungen über die Vorgehensweise bei solch einem Verfahren gehen halt auseinander.

zur Fragenliste

14.
Gibt es einen Punkt im Reglement, welcher der AG Slalom mißfällt? 

Die Notwendigkeit für TÜV Eintragungen wurde von uns immer wieder beanstandet, letztlich sind wir dabei unterlegen. Wir waren und sind der Meinung, daß die Übereinstimmung mit der STVZO alleine Sache des Fahrzeughalters ist und nicht im Reglement gefordert sein muß. Ferner wird das auch der Grund sein, warum sich die F2005 nicht auf der Rundstrecke entwickeln wird.

zur Fragenliste

15.
Wie ist die Reaktion auf die F2005 beim DMSB?

Viel positiver als ursprünglich vermutet. Eine große Zahl an Fahrern, die Ihre Rückmeldung beim DMSB abgegeben haben, sieht die Überarbeitung als Erfolg. Kritik richtet sich, neben Kleinigkeiten wie die Beibehaltung der Serienspiegel, erstens gegen die Gemischaufbereitung, speziell gegen die Freistellung der Vergaser und zweitens gegen die unterschiedlichen Gewichte zwischen Rallye und den anderen Bereichen. Das wird (hoffentlich) noch in Ordnung gebracht.

zur Fragenliste


Vielen Dank für das Interview

Möchtet ihr zum Thema etwas loswerden oder sogar eine Diskussion in Gang bringen
Aber gerne doch, hier gehts zum
EWO-Forum 
Als Lob und Tadel für EWO ins Gästebuch  oder direkt
per mail.

Wer keine email erhält, wenn sich wichtige Dinge tun ....schnell eintragen im EWO-Newsletter.

Zur Startseite

Zur Startseite Zur Startseite